Auftakt mit einem Hauch von Magenta

Alverskirchen - Manche Trends brauchen länger, bis sie auf dem Land angekommen sind. Von der neuen liberalen Zusatzfarbe „Magenta“, die das seit Jahrzehnten etablierte Blau-Gelb aufpeppen soll, war beim gemeinsamen Neujahrs-Frühschoppen des FDP-Orts- und -Kreisverbandes bis auf den Schal von Gastrednerin Angela Freimuth noch nichts zu sehen.

Das entsprechende neue Deko-Material war noch nicht da. Nun ist es auch müßig darüber zu spekulieren, ob eine neue Farbe einer derzeit in der bundesweiten Wählergunst am unteren Ende der Skala rangierenden Partei neuen Zuspruch verschafft.

Selbst die von lokalen Wahlerfolgen verwöhnte Vitus-FDP, die zu den erfolgreichsten Ortsverbänden des Münsterlandes gehört, musste am Sonntag beim Empfang im Landhaus Bisping feststellen, dass aller (Neu-)Anfang schwer ist. Knapp zwei Dutzend Gäste waren der Einladung zur Partner-Premiere von Orts- und Kreis-FDP gefolgt. In liberalen Hochzeiten zogen die Vitus-Liberalen allein bis zu 100 Besucher an.

„Ich freue mich, dass wenigstens ein paar Menschen da sind“, gab sich FDP-Kreisvorsitzender Markus Diekhoff bescheiden. In einer Kombination aus Optimismus und Realismus bilanzierte er: „Die FDP ist wieder gut aufgestellt – leider sieht man es heute noch nicht so.“ Mit der Bündelung von einem „der traditionsreichsten Neujahrsempfänge im Kreis“ und dem Kreisempfang bis zur nächsten Wahl „wollen wir die Veranstaltung wieder groß machen.“ Bei seinem kleinen Ausflug in die Kreispolitik übte Diekhoff harsche Kritik an den politischen Bemühungen zur WLE-Reaktivierung. Drei Millionen Euro würden in die Planung gesteckt, um eventuell (auf Kosten anderer bestehender Verbindungen) „einen Zug fahren zu lassen, den bisher niemand vermisst hat“.

Eröffnet worden war der Frühschoppen von der Ortsvorsitzenden Dagmar Brockmann, die in ihrer Begrüßung auflistete, „was in den letzten Jahren in Everswinkel so alles erreicht wurde – das war nicht wenig“. Wie sie wandte sich auch FDP-Fraktionsführer Peter Friedrich an den unter den Gästen weilenden Bürgermeister Ludger Banken: „Ich freue mich, dass Sie heute hier sind. Und ich würde mich noch viel mehr freuen, wenn wir Sie auch im kommenden Jahr hier als Bürgermeister begrüßen dürften.“ Mehr als ein zufriedenes Lächeln und ein Dank „für die netten Worte, die mich sehr aufbauen“, war Banken im Hinblick auf die Kandidaturfrage allerdings noch nicht zu entlocken.

Friedrich zog ein Resümee des vergangenen Jahres. Trotz der bundesweit schwierigen Situation für die FDP habe man in Everswinkel mit 14,4 Prozent bei der Kommunalwahl „ein hervorragendes Ergebnis erzielt“, sei nach wie vor mit vier Vertretern im Rat und stelle mit Peter Riggers weiterhin den zweiten stellvertretenden Bürgermeister. Kein Verständnis zeigte der Fraktionschef für die Erhöhung der gemeindlichen Steuerhebesätze, mit der man dem Bürger „wieder in die Tasche greift“. Volle Breitseite für die CDU, die sich in ihrem Wahlprogramm gegen ein Anziehen der Gewerbesteuerschraube positioniert, dann aber im Rat für die Anhebung gestimmt habe: „Das ist der Unterschied. Die CDU bricht Wahlversprechen, und die FDP hat Kurs gehalten“. Eine zweite verbale Ohrfeige für die Christdemokraten gab‘s beim Thema Grundschul-Erweiterung in Alverskirchen. Hier habe die CDU entgegen ihrer Beteuerungen, trotz absoluter Mehrheit immer mit den anderen Parteien sprechen zu wollen, „wohl nur wenige bis keine Gespräche“ geführt und sich sprachlos präsentiert. Beim Beschluss im Hauptausschuss dann habe sich „wieder das fiese Gesicht der absoluten Mehrheit“ gezeigt, „Entscheidung hinter verschlossenen Türen getroffen“.

Foto und Bericht von Klaus Meyer, Westfälische Nachrichten vom 27.1.2015


Neujahrsempfang 2015
Jahresauftakt für den FDP Orts- und Kreisverband mit Schnee: Peter Friedrich (Fraktionssprecher Everswinkel), Dagmar Brockmann (Ortsvorsitzende), Markus Diekhoff (Kreis- und Kreis-Fraktionsvorsitzender), Angela Freimuth (stellv. Landesvorsitzende) Bürgermeister Ludger Banken sowie David Peikert, Wolfgang Effing, Kirsten Heumann und Peter Riggers (v.l.). (Foto: WN/Klaus Meyer)